Schwester Tilly erzählt, wie sie Schwester wurde

Unmöglich !

Wie oft hörte ich diesen einen Satz, „du bist unmöglich!“ Eine Nachbarin sagte zu meiner Mama: „Elsa, was hosch au du für ä Mädle, die isch jo schlimmer als siewe Buwe.“ Kein Samstag verging, an dem ich nicht meine aufgeschlagenen Knie im Badewasser kühlte. Aber inmitten meiner Geschwister hatten wir im Krieg eine gute Kindheit. Meine Mutter lebte ihren Glauben authentisch, mein Vater war im Krieg. Die Ideen zum Spielen gingen mir nie aus. Die ganze Nachbarschaft konnte ich unterhalten.

Eine weitreichende Entscheidung

In einer Freizeit übergab ich ganz bewusst mein Leben meinem HERRN.

Bei einem Autounfall wusste ich, Gott schenkt mir mein Leben neu, nun sollte es total Ihm gehören. So plante ich meinen Lebensentwurf:: erst Erzieherin werden, dann kann man mich in der Mission sicher überall einsetzen. Dann wollte ich Sprachen lernen und dafür nach Kanada gehen. Alles war geregelt, im Pass der Stempel vom Konsulat, das Schiff gebucht, die Arbeitsstelle gekündigt, es konnte losgehen.

Eine überraschende Planänderung

Kurz vor der Ausreise kam mein Bruder zu mir ins Kinderheim nach Villingen, wo ich als Erzieherin arbeitete. Er bat mich, vor dem Herrn noch einmal zu überlegen, ob das wirklich mein Weg sei. Meiner Mutter würde es so schwerfallen, mich ziehen zu lassen, zumal ein Jahr zuvor meine jüngste Schwester gestorben war. Eine solche Reise war zu der Zeit wie ein Abschied für immer.

Damit hatte ich nicht gerechnet. Voller Frust heulte ich, betete, jammerte und dachte, meine Pläne sind in Gottes Augen nichts wert. Was nun?

Zunächst arbeitete ich in einer amerikanischen Familie mit drei Kindern, um mein Englisch aufzubessern, nebenher machte ich den Führerschein fürs Auto und den Motorradführerschein. Zu dieser Zeit schüttelten auch wieder alle Nachbarn die Köpfe, was die Elsa alles ihrem Mädle erlaubte.

Eine entscheidende Wende

Immer wieder stand ich vor Gott, wie sollte es weiter gehen?

Am Pfingstwochenende fuhr ich alleine mit dem Fahrrad 165 km zum Pfingstjugendtreffen nach Aidlingen. Mitten in der Predigt wusste ich sicher, hier in Aidlingen ist mein Platz. Aber wieder stand das Wort vor mir: UNMÖGLICH. Die Gedanken kreisten in meinem Kopf und ich dachte: "Herr, das kann ich mir nicht vorstellen".

"ICH bin der HERR, der Gott über alle Menschen. NICHTS ist mir unmöglich."

Die unerwartete Bestätigung

Da machte ich mit Gott einen Deal: "wenn mich heute die Oberin, Sr. Berta, anspricht, dann weiß ich, dass du, HERR, das willst". Natürlich schaute ich, dass ich nie in ihre Nähe kam. Da sah mich eine Schwester aus Villingen und meinte: „Komm Tilly, erzähle mir, was du jetzt machst.“ Wir waren sehr ins Gespräch vertieft, so dass ich nicht merkte, dass wir in die Nähe von Sr. Berta kamen. Aber plötzlich kam sie auf uns zu (ich wusste nicht, dass sie mich überhaupt mit Namen kennt,) und sagte: „Tilly, schön, dass du da bist, mit Kanada hat es ja nicht geklappt, was machst du jetzt?“ Ich weiß nicht mehr, was ich gestottert habe, aber wieder daheim, setzte ich mich hin und schrieb einen Brief an Sr. Berta und bat um Aufnahme als Schwesternschülerin.

Unmöglich ist keine Option

Als ich es dann meiner Mutter erzählte, war sie ganz erschrocken. „Tilly, das geht nicht gut, du mit deinem Dickkopf, jedes meiner anderen Kinder, aber du nicht.“ Unmöglich!!

Ja, auch in der Bibelschule war es für mich nicht einfach. Die Schulzeit war abgeschlossen und ich sollte zu einem entscheidenden Gespräch zur damaligen Oberin, Sr. Berta, kommen. Da stand das Wort wieder da. „Einige Schwestern denken, das geht nicht gut, es ist unmöglich, was denkst du?“ fragte sie mich.

Gottes Möglichkeiten

„Ja, das denke ich auch," antwortete ich, "aber wenn mich mein HERR ruft, dann denke ich, dass ER auch die Möglichkeit hat, mich so zu verändern, dass Er mich gebrauchen kann“. „Das denke ich auch,“ meinte Sr. Berta. So wurde ich Schwester.

Eine spannende Lebensfahrt

In den vielen Jahren meines Schwesterndaseins habe ich es erlebt, Gottes Gnade ist größer, sie hat keine Grenzen. Vielen Kindern und Eltern konnte ich von Gottes Liebe und seinen Möglichkeiten erzählen.

"Gottes Gnade ist größer als alle menschlichen Begrenzungen. Sie kennt keine Grenzen."