Die große Freiheit
Als ich 15 Jahre alt war, begann die große Freiheit für mich. Wir ließen Rumänien zurück. Für meine Eltern, meine ältere Schwester und mich begann die Zeit in Deutschland. Wir waren Deutsche und es war eine Familienzusammenführung. Ein Wunder, dass wir im Jahr 1970 einen Pass für die Ausreise bekamen. Meine Schulbildung konnte am Gymnasium weitergehen. Als ich 17 Jahre alt war, trieben mich mancherlei Gedanken um: Was ist der Sinn des Lebens und wie kann ich Gott finden? Ich habe damals bereits erkannt, dass Wohlstand allein nicht glücklich macht.
Auf vielerlei Wegen unterwegs
Nach dem Abitur wollte ich einfach weg von zu Hause! Ich meldete mich an der Uni in Marburg an. Archäologie und Theologie sollten meine Fächer sein. Nach der ersten Woche entdeckte ich, dass man Religionswissenschaften studieren kann, also belegte ich Vorlesungen in allen Religionen, sogar indigene Kulturen Südamerikas und außerdem Ägyptologie. So erhoffte ich Antworten auf meine vielen Fragen. Von jeder Religion wollte ich mir etwas rauspicken, um einen Mix daraus zu machen.
„Jesus lebt!“
Doch nach zwei Jahren traf mich etwas wie ein Blitz: An der Stadtmauer stand: „Jesus lebt!“. Von meiner Konfirmation konnte ich mich erinnern, dass Jesus wiederkommen wird, aber wenn er jetzt lebt und da ist…. ich wusste, dass ich ihm nicht begegnen könnte, denn ich war nicht erlöst! Alle Gespräche mit meinen Freunden halfen nichts, ich hatte eine panische Angst vor der Hölle.
Flucht nach Kreta
So flüchtete ich mit meinem Rucksack nach Kreta. Fünf Monate war ich dort, zuerst lebte ich in Höhlen, dann arbeitete ich bei Bauern während der Olivenernte.
Da hatte ich viel Zeit und las das Neue Testament. Ich erinnere mich, dass ich auf einer Wiese zu Gott geschrien habe: „Wenn es dich gibt, wie kannst du von mir verlangen, dass ich meinen Nächsten lieben soll? Das kann ich nicht!“ Ich habe dann begonnen, abends das Vaterunser zu beten.
Weil mein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte, reiste ich nach Deutschland zurück, aber mit dem Plan, nach Kreta zurückzukehren, um dort zu leben, in einem kleinen Haus mit Ziege und Esel.
Gott kommt mit mir ans Ziel
Aber dann begegnete mir in Deutschland eine Diakonisse. Ich wusste beim ersten Blick: Die ist erlöst, sie kann mir ganz gewiss sagen, wie ich zu Gott finde! Im gleichen Augenblick wusste ich: Gott kommt mit mir ans Ziel und ich sollte Diakonisse werden. Als sie mich fragte, ob ich Gottes Kind bin, wusste ich es nicht, aber ich wollte es sehr gerne sein! Wir knieten nieder und ich legte meinen ganzen Trümmerhaufen bei Jesus Christus ab. Es kehrte ein Friede ein, den ich mir so nie erträumt hätte.
Die erhoffte Bestätigung
Ohne viel von mir zu wissen, sagte die Schwester mir ein Wort zu: „Ich will mich mit dir verloben in alle Ewigkeit“ (Hosea 2,21) Das war die Bestätigung für mich. Durch ein Wort aus der Bibel sprach Gott weiter zu mir: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.“ (Johannes 1,12)
Die Schöpfung strahlte für mich in neuem Glanz. Inzwischen war ich 25 Jahre alt geworden. Sofort wurde ich frei vom Rauchen, von Drogen und vom Alkohol. Von der Universität ließ ich mich exmatrikulieren. Ein neuer Lebensabschnitt hat für mich begonnen.
Grünes Licht für den neuen Weg
Gott hat dann mein Leben geordnet. Ich machte ein halbjähriges Praktikum, das man damals noch benötigte für die Ausbildung in der Krankenpflege. Danach konnte ich noch für drei Monate einen Bibelkurs besuchen. Das war eine große Hilfe, um Vieles in der Bibel zu verstehen.
Nach der Krankenpflegeschule musste ich noch auf grünes Licht warten. Gott hat mich dann mit einem Wort noch einmal berufen. Dann war der Weg auf die Bibelschule frei für mich. 33 Jahre alt war ich, als ich mit fünf anderen als Diakonisse eingesegnet wurde. Plötzlich 320 Schwestern zu haben, empfand ich als große Bereicherung.
Der treue Gott
Mein Herr hat mich dann in 27 Jahren Altenpflege reich beschenkt. Er erfüllt mich bis heute mit Frieden und Freude. Meinen Arbeitsplatz habe ich vor einigen Jahren gewechselt, denn ich bin nun bei meiner 98 jährigen Mutter, die meine Pflege braucht.
<<Gott gibt mir täglich die Kraft, dass ich es übe, so zu leben, wie es Gott gefällt.>> Sr. Renate Thees